TDM von Antiinfektiva auf Intensivstation

Pharmakokinetische Veränderungen bei Patienten
auf Intensivstation

Bei Patienten im septischen Schock liegt initial eine hyperdyname
Herzkreislaufsituation vor, die zu einer deutlichen Erhöhung des
Herzzeitvolumens führen kann. Da Herzzeitvolumen und die durch eine verstärkte Leberdurchblutung bedingte Metabolisierung direkt
miteinander korrelieren, kann die Clearance von Antibiotika selbst
bei eingeschränkter Organfunktion erhöht sein. Im Rahmen des septischen
Schocks entwickelt sich zudem ein sog. „capillary leak syndrome“, und
ein erheblicher Anteil der antibiotischen Substanz verteilt sich in ein
„tiefes Kompartiment“. Aus diesem Grund werden am Infektionsort
möglicherweise keine ausreichend hohen Gewebespiegel des Antibiotikums
erreicht. Eine intensivierte Volumentherapie führt
zu einer vorübergehenden Erhöhung des Verteilungsvolumens und
kann eine Wirkspiegelminderung antibiotischer Substanzen am
Wirkort bedingen. Neben diesen pathophysiologischen Auswirkungen
der Sepsis resultiert häufig eine Hypoalbuminämie, die zu einer
verminderten Plasmaproteinbindung der Antibiotika führen kann.
Hierdurch erhöht sich die freie Antibiotikakonzentration im Serum.
Aus diesen Gründen erscheint ein TDM von Antibiotika zur Dosisoptimierung
insbesondere bei kritisch Kranken sinnvoll. Die pathophysiologischen
Veränderungen sprechen dafür, dass Antibiotika möglicherweise
höher als bisher angenommen dosiert werden müssen.
Einflussfaktoren im intensivmedizinischen Kontext, die zu einer veränderten
Pharmakokinetik mit relevanten Veränderungen von Antibiotikakonzentrationen
am Wirkort führen, müssen berücksichtigt
werden (siehe Abb. 1).